Praxis für Psychotherapie
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Somatoforme Störungen

Von "Somatoformen Störungen" spricht man, wenn bei einem Betroffenen körperliche Beschwerden bestehen, ohne dass dafür trotz sorgfältiger ärztlicher Abklärung eine hinreichende organische Ursache gefunden werden kann. Damit ist gemeint, dass entweder gar keine normabweichenden körperlichen Befunde erhoben werden können,  dass gefundene körperliche Auffälligkeiten nicht oder nicht eindeutig krankheitswertig sind oder aber dass eine vorhandene körperliche Erkrankung das Ausmaß, die Schwere, Vielfalt und Dauer der Beschwerden nicht oder allenfalls zu geringen Teilen erklären kann.

 

Die körperlichen Beschwerden können sehr unterschiedlich sein: Schmerzen in verschiedenen Körperregionen (Kopf, Rücken, Schulter/ Arm, Brust- und Bauchbereich, Unterleib), Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Beschwerden, Hautsymptome, Müdigkeit und Erschöpfung. Häufig treten auch Symptome auf, die auf eine starke Erregung des autonomen Nervensystems (Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Atemnot, Schwindel, Kribbelgefühle, Unruhe im Magen etc.) zurückgeführt werden können.


Dabei handelt es sich aber entgegen vieler Missverständnisse keinesfalls um nur "eingebildete“ oder sogar "vorgetäuschte“ körperliche Beschwerden! Im Gegenteil: die Beschwerden sind "echt“ vorhanden und werden von den Betroffenen als sehr beeinträchtigend erlebt!

Zu Beginn sind die meisten Betroffenen über ihre körperlichen Beschwerden verständlicherweise sehr beunruhigt und befürchten, diese seien ein bedrohliches Zeichen einer organischen Erkrankung. Oft finden die Ärzte keine medizinische Erklärung für die Beschwerden, so haben die Betroffenen z.B. wiederholt zu hören bekommen "Sie haben nichts Organisches“,  "Sie sind körperlich gesund“. Sie verstehen nicht, warum kein Arzt etwas findet, und erleben die zahlreichen fehlgeschlagenen Behandlungsversuche als sehr enttäuschend. Aufgrund der genannten Schwierigkeiten fühlen sich die Betroffenen manchmal von ihren Behandlern und/ oder Angehörigen nicht ernst genommen. Deshalb suchen sie oftmals weitere med. Spezialisten auf, in der Hoffnung, diese könnten endlich die "wahre“ Ursache ihrer Symptome entdecken. Nicht selten erfolgt über Jahre hinweg eine Vielzahl von med., oftmals überflüssigen oder sogar schädlichen Untersuchungen und Behandlungen, was letztendlich noch zur Chronifizierung der Beschwerden beiträgt.

 

Somatoforme Beschwerden gehen häufig im Laufe der Zeit auch mit zunehmenden Einschränkungen im Privat- und Berufsleben einher (z.B. Konflikte mit dem Partner/ der Familie, Rückzug von sozialen Aktivitäten und Hobbys, Unverständnis von Freunden/ Bekannten, längere Krankschreibungen, Verlust des Arbeitsplatzes, Aussteuerung, Rentenverfahren etc.). Des Weiteren kann die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln, Medikamenten zur Muskelentspannung oder Schlafmitteln zu ernsthaften Nebenwirkungen, manchmal auch zu einer Medikamentenabhängigkeit führen. Bei einigen Betroffenen treten in der Folge auch depressive Verstimmungen oder Ängste auf.

Nach neuesten Schätzungen leiden in westlichen Industrienationen ca. 12% aller Personen an einem behandlungsbedürftigen Somatoformen Syndrom. Ca. 20 % der Patienten, die einen Hausarzt aufsuchen, leiden an einer Somatoformen Störung. Im Durchschnitt dauert es etwa 6-12 Jahre, bis die Betroffenen den Weg in eine angemessene (psychosomatische/ psychotherapeutische) Fachbehandlung finden! 

 

"Somatoforme Störungen“ ist eine Diagnose, die in der Allgemeinbevölkerung bislang noch wenig bekannt ist. Traditionell war dieses Störungsbild unter folgenden anderen (in etwa synonymen, aber eher unscharfen) Bezeichnungen bekannt: “psychogene/ funktionelle Störungen“, “vegetative Dystonie“, “Neurasthenie“, “psychosomatisches Syndrom“, “Hysterie“, “Reizdarm/-magen“, “Herzphobie“, “chronisches Erschöpfungssyndrom“. Auch mit der heute verbreiteten Bezeichnung “Fibromyalgie- Syndrom“ finden sich Überschneidungen.

 

Aktuell werden folgende somatoforme Störungsbilder unterschieden:

 

  • Somatisierungsstörung:

Multiple, wiederholt auftretende  und häufig wechselnde körperliche Symptome, die mindestens 2 Jahre bestehen, aus mindestens 2 versch. Bereichen: Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten), Herz-Kreislaufsystem (z.B. Gefühl der Atemhemmung, Druckgefühl, Stiche, Beklemmungsgefühl in der Brust, Herzstolpern), Urogenitaltrakt (Schmerzen im Unterbauch/ Damm, häufiges und/ oder schmerzhaftes Wasserlassen, Gefühl erschwerter Miktion), Haut- und Schmerzsymptome. Dadurch kommt es zu andauerndem Leiden und häufigen Arztbesuchen. Oft wird über lange Zeit in wiederholten organmedizinischen Untersuchungen Erklärung und Erleichterung gesucht. Die Feststellung der Ärzte, dass keine ausreichende körperliche Ursache gefunden werden kann, kann vom Betroffenen nur schwer akzeptiert werden. Soziale und familiäre Probleme sind oft die Folge.

 

  • Somatoforme autonome Funktionsstörung:

Beschwerdebild mit vorwiegend Symptomen der inneren Organe (vegetative Erregung des Herz-Kreislaufsystems, Magen-Darmtraktes, Atmungs- und Urogenitalsystems), wie z.B. Herzrasen, Schweißausbrüche, Druckgefühl im Magen, Schluckauf, Atemnot, Brustschmerzen, Reizdarm etc.

 

  • Anhaltende somatoforme Schmerzstörung: 

Die vorherrschende Beschwerde ist ein (mindestens 6 Monate) andauernder, schwerer und quälender (chronischer) Schmerz, der durch einen physiologischen Prozess oder eine körperliche Störung nicht vollständig erklärt werden kann. Er tritt in zeitlichem (und vermutlich ursächlichem) Zusammenhang mit einer schwerwiegenden psychosozialen Belastungssituation, einem kritischen Lebensereignis oder emotionalen Konflikten auf. Die Folge ist gewöhnlich eine beträchtliche persönliche oder medizinische Betreuung und Zuwendung. Oft “wächst“ die Schmerzsymptomatik auch im Laufe der Zeit an Dauer und körperlicher Ausdehnung. Erhebliche Behinderungen können die Folge sein.

 

  • Hypochondrische Störung:

Die Überzeugung bzw. beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren Krankheiten zu leiden, was zu starkem Leiden und zahlreichen Arztkonsultationen führt. Gegenteilige Versicherungen und Beruhigungen von Ärzten können vom Betroffenen, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit akzeptiert werden. Die Betroffenen befürchten oft, an einem bestimmten Krankheitsbild (Krebs, Multiple Sklerose etc.) zu leiden, im Gegensatz zu Betroffenen mit einer Somatisierungsstörung, bei welchen oft Ratlosigkeit angesichts der vielen Symptome herrscht.

 

Das bisherige Fazit aller Studien über die Verursachung somatoformer Störungen lautet, dass diese sich nicht auf eine einzige Ursache zurückführen lassen; am besten kann man sie sich durch ein Wechselspiel verschiedener biologischer, seelischer und sozialer Faktoren  erklären! In Studien fand man z.B. verschiedene Risikofaktoren, die vermutlich in Kombination und in individuell jeweils unterschiedlichem Ausmaß zur Entstehung Somatoformer Störungen beitragen (genetisch bedingte verstärkte Reaktionsbereitschaft des vegetativen Nervensystems; biographische Belastungen, u.a. traumatische Gewalterfahrungen; vor Beginn der Beschwerden gehäuft belastende Lebensereignisse; sog. "interozeptiver“ Wahrnehmungsstil, gedankliche Fehlbewertungen und ausgeprägte subjektive Krankheitsangst; dysfunktionale Bindungsmuster; seelische Konflikte und beeinträchtigte Gefühlswahrnehmung).

Zum Thema chronischer Tinnitus möchte ich Interessierte gerne an die m.E. sehr informativen Seiten der Deutschen Tinnitusliga verweisen: http://www.tinnitus-liga.de

 

 

Zum meinem Schwerpunktgebiet chronischer Schmerz verweise ich auf meine extra Seite "Schmerzpsychotherapie" und die Homepage der Deutschen Schmerzliga: http://schmerzliga.de

 

Dipl.-Psych.

Annette Freund

Psycholog. Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)

Spez. Schmerzpsychotherapeutin

Biofeedbacktherapeutin (DGS)

Klinische Hypnose (M.E.G.)

 

Obere Bahnhofstraße 2

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