Praxis für Psychotherapie
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Zwangsstörungen

In unserem Alltag sind wir verschiedenen "normalen Zwängen“ unterworfen, als wichtige Voraussetzung für die Bewältigung des täglichen Lebens: So müssen wir z.B. zu einer bestimmten Zeit aufstehen, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, uns regelmäßig Duschen und Kleidung wechseln.

Viele kennen in der Regel auch leichtere und  “harmlose“ Zwangsphänomene, z.B. sich aufdrängende Gedanken wie “Habe ich den Herd ausgemacht?“ Solche Gedanken machen uns im ersten Moment unruhig, aber wir können uns meist selbst gedanklich wieder beruhigen.

Eine Zwangserkrankung liegt dann vor, wenn das zwanghafte Verhalten von dem sonst üblichen Verhalten stark abweicht und es den Betroffenen in seiner alltäglichen Lebensbewältigung deutlich behindert und einengt. Das ist konkret z.B. dann der Fall, wenn ein Betroffener die sich aufdrängenden Gedanken nicht mehr kontrollieren kann, er sie ungewollt immer wieder denken muss, wenn er tägliche Handlungen (wie z.B. Händewaschen) immer wieder ausführt oder immer wieder dasselbe kontrolliert (z.B. elektrische Geräte). Der verzweifelte Versuch dem Zwang zu widerstehen, ihn zu ignorieren oder zu unterdrücken geht häufig einher mit unerträglicher Anspannung und starken Angstgefühlen, ist sehr energieraubend und führt zur völligen Erschöpfung. Es kann soweit kommen, dass die Betroffenen ihre gesamte Aufmerksamkeit und Energie auf die Zwänge verwenden und kaum noch ihren Alltag bewältigen können. Je nach Ausprägung bleibt evtl. keine Zeit mehr für eine korrekte Ausübung des Berufes oder Hobbys. Häufig werden auch Angehörige mit in das Zwangssystem eingebunden, was wiederum zu massiven familiären Konflikten führen kann. Weil Zwänge meist mit starken Schuld- und Schamgefühlen für die Betroffenen behaftet sind, suchen sie oft erst nach jahrelangem Leiden eine sinnvolle Therapie auf.

 

Betroffene von Zwangsstörungen leiden unter Zwangshandlungen und/ oder Zwangsgedanken. Diese werden als quälend erlebt, da sie oftmals einen obszönen und/ oder gewalttätigen Inhalt haben und/ oder als sinnlos und nicht kontrollierbar bewertet werden.

 

  • Zwangshandlungen sind wiederholt auftretende ritualisierte Verhaltensweisen (z.B. Händewaschen) oder geistige Handlungen (z.B. Zählen), zu denen sich der Betroffene gedrängt fühlt, obwohl sie ihm möglicherweise sinnlos oder zumindest übertrieben erscheinen. Er erlebt einen massiven Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun, um eine vorhergesagte sonst eintretende Gefahr oder unerwünschte Folge für sich selbst oder nahe stehende Personen abzuwenden. Zu den Zwangshandlungen gehören Wasch- und Putzzwänge, Zählzwänge, Ordnungszwänge, Wiederholungs-zwänge, zwanghaftes Horten und Sammeln. Z.B. wäscht ein Betroffener mit Waschzwang aus Angst vor einer Verschmutzung oder Ansteckung mit Bakterien sich täglich mehrere Stunden lang nach bestimmten festen Abläufen seine Hände. Der Widerstand gegen die Zwangshandlungen misslingt oft und erzeugt Angst und Anspannung. Deshalb, und weil die anschließende Ausführung der Zwangshandlungen vorübergehend eine gewisse Erleichterung und Reduktion von Ängsten, depressiven Verstimmungen, Unruhe und Zweifeln bewirkt (andererseits aber auch wieder neue Ängste erzeugt...) geraten die Betroffenen in einen regelrechten Teufelskreis aus versuchtem Widerstand gegen die Zwänge- Unruhe, Angst und Anspannung- dem erneuten Ausführen der Zwänge- starken Schuld- und Schamgefühlen bis hin zur totalen Erschöpfung.

 

  • Bei Zwangsgedanken handelt es sich um wiederholt auftretende und andauernde Gedanken, Impulse oder Vorstellungen, die als sinnlos und störend empfunden werden und mit einem großen Leidensdruck verbunden sind. Zwangsgedanken handeln oftmals von Verschmutzung (mit Keimen), haben sexuelle Inhalte (Gedanken an sexuelles Verhalten anderen gegenüber), aggressive Inhalte (“Ich könnte mein Kind mit dem Messer verletzen.“) oder religiöse Inhalte (Befürchtung, Gotteslästerungen auszusprechen) oder beziehen sich auf Ordnung (Sorge, etwas könnte unsymmetrisch stehen) und die korrekte Ausführung bestimmter Tätigkeiten. Auch findet man immer wiederkehrende zwanghafte bildhafte Vorstellungen von Katastrophen  (z. B. Autounfall), zwanghafte Impulse (Drang, in der Öffentlichkeit zu fluchen, ein Kind zu schlagen) oder zwanghaftes Zweifeln (“Habe ich mit meinem PKW vielleicht jemanden angefahren und Fahrerflucht begangen?“). Obwohl er sie als nutzlos oder sogar abstoßend empfindet, nimmt der Betroffene diese Gedanken als seine eigenen wahr, hat Einsicht darüber, dass sie übertrieben sind und kann sich von diesen innerlich distanzieren, auch wenn eine Unsicherheit darüber bestehen bleibt, inwiefern diese vielleicht doch real, sinnvoll und notwendig sind. Versuche, sich gegen die immer wieder stereotyp ablaufenden Gedanken zu wehren, bleiben meist erfolglos. Die Betroffenen stehen oftmals unter einer sehr hohen inneren Anspannung und leiden auch unter unangenehmen vegetativen Symptomen.

Die Ursachen einer Zwangserkrankung sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vollständig erforscht. Eine zentrale Rolle bei deren Entwicklung spielt offenbar eine entsprechende genetische Veranlagung. Untersuchungen haben weiterhin gezeigt, dass sich die Gehirnfunktionen Zwangserkrankter in einigen Punkten von denen Nicht-Betroffener unterscheiden, so scheint z.B. der Botenstoff Serotonin bei der Entwicklung von Zwängen eine Rolle zu spielen. Auch fand man bei bildgebenden Untersuchungen am Gehirn bei Zwangserkrankten einen erhöhten Stoffwechselumsatz/ eine übermäßige Aktivierung sowohl in Hirnregionen, die für Gewohnheitshandlungen als auch in solchen, die für die präzise Ausführung einzelner Handlungsschritte zuständig sind. Um die Störung auszulösen, muss zu einer entsprechenden genetischen Anlage noch größere psychische Belastung kommen. So erhöhen z.B. traumatisierende Kindheitserlebnisse, aktuelle Lebenskrisen und Frustrationen das Erkrankungsrisiko. Heute weiß man auch, dass Zwangssymptome eng mit bestimmten unangenehmen Emotionen (Unsicherheit, Zweifel, Angst vor Fehlern und Kontrollverlust) verknüpft sind. In Situationen, die als bedrohlich empfunden werden, versuchen Menschen mit Zwangsstörung, diese Emotionen mit Hilfe ihrer Zwangsgedanken/ -handlungen zu reduzieren oder zu vermeiden.

 

Weiterführende Informationen zu Zwangserkrankungen erhalten Sie auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen:

www.zwaenge.de

 

Dipl.-Psych.

Annette Freund

Psycholog. Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)

Spez. Schmerzpsychotherapeutin

Biofeedbacktherapeutin (DGS)

Klinische Hypnose (M.E.G.)

 

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